KI Gutachten

Gutachten über die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher-Intelligenz-Software in aufsuchenden, digitalen Angeboten der Migrationsberatung im Rahmen des Projektes „Fem.OS – Aufsuchendes Orientierungs- und Beratungs-System in den sozialen Medien für Migrantinnen“. Direkt zum Gutachten


Das Gutachten liefert einen Überblick über die Entwicklungstendenzen und die Möglichkeiten zur Förderung des verantwortungsvollen Einsatzes von KI im Bereich der Migrationsberatung in Deutschland.
 
Das Gutachten soll einen Rahmen bieten, um die Entwicklung und den verantwortungsvollen Einsatz von KI in der Migrationsberatung in Deutschland zu befördern. Um sich der Thematik zu nähern, wurden drei methodische Zugänge gewählt. Neben einer vertieften Literaturrecherche des aktuellen Forschungsstandes sowie einer qualitativen, explorativen Befragung unter Ratsuchenden, Beratenden und Stakeholder*innen der Migrationsberatung fand auch eine erste Konzeptentwicklung zu Einsatzmöglichkeiten von KI in der digitalen Migrationsberatung statt.
Bei der Recherche des aktuellen Forschungsstandes zu technischen Entwicklungen des Einsatzes von KI-Software in den Arbeitsbereichen der (aufsuchenden) digitalen Migrationsberatung zeigte sich, dass KI in diesem Arbeitsfeld in Deutschland aktuell noch kaum Anwendung findet. Weiterhin wurden im Rahmen des Gutachtens unterschiedliche Bestimmungen und Voraussetzungen für den Einsatz von KI betrachtet. Sowohl die technischen, als auch die (datenschutz-)rechtlichen Rahmenbedingungen einer Entwicklung und Implementierung von KI in der Migrationsberatung sind relativ komplex und erfordern umfangreiche Vorarbeiten, die beim aktuellen Stand der Entwicklungen am besten in Form eines Forschungs- und Entwicklungsprojekts zu realisieren sind. Auch ethische Fragen müssen betrachtet werden. Die Nachvollziehbarkeit und Transparenz von KI-Systemen sowie die „objektive Aussagekraft“ ihrer Ergebnisse und mögliche Verzerrungseffekte werden dabei in den Mittelpunkt des ethischen Diskurses gestellt.
Die qualitative Befragung im Rahmen dieses Gutachtens offenbarte eine grundsätzliche Offenheit von Beratenden und Stakeholder*innen gegenüber neuen Entwicklungen in der digitalen Migrationsberatung, die von den Befragten geäußerten Risiken und Chancen von KI hielten sich etwa in Waage. Die befragten Ratsuchenden standen dem Thema KI vergleichsweise etwas skeptischer gegenüber. In jeglichen Entwicklungsprozess ist zu bedenken, wie Nutzenden Partizipationsmöglichkeiten in der Entwicklung eingeräumt werden können. Nur wenn deren Rechte und Bedürfnisse angemessen berücksichtigt sind, kann die Akzeptanz der Technologien und damit auch der Erfolg der jeweiligen Projekte sichergestellt werden.
Zuletzt wurden im Rahmen dieses Gutachtens elf verschiedene Szenarien für mögliche Anwendungen von KI in der digitalen Migrationsberatung konzipiert. Im Feld der digitalen (aufsuchenden) Migrationsberatung finden sich viele Ansatzpunkte für den Einsatz von Technologien aus dem Feld der Künstlichen Intelligenz. Dabei können sowohl Ansätze zur Unterstützung der fachlichen Arbeit im Backoffice, als auch Methoden zur direkten Unterstützung der Ratsuchenden oder zur Orientierung in den verschiedenen sozialen Medien als vielversprechende Anwendungsszenarien identifiziert werden. Aufgrund der Komplexität dieser Verfahren ist auch langfristig ein Einsatz im Bereich der Migrationsberatung nur in enger Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen denkbar.

Veröffentlichung

Prof. Dr. Robert Lehmann, Prof. Dr. Jens Albrecht, Prof. Dr. Michael Domes, Prof. Dr. Ronald Petrlic, Marion Bradl, Jennifer Burghardt, Dagmar Kiener, Mara Stieler, Jean-Pierre Widerhold, Sigrid Zauter (2022). Gutachten über die Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher-Intelligenz-Software in aufsuchenden, digitalen Angeboten der Migrationsberatung. minor-kontor.de/veroeffentlichungen – 05/2022.

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