Vorstudie zur Entwicklung eines internetgestützten Programms zur Prävention von Schlafstörungen insb. bei Mitarbeiter/innen im Schichtdienst
(Oktober 2016 bis März 2018, Fortsetzung ab 2019 in GebiS)
Ziel des Vorhabens war es, ein internetgestütztes Programm zu entwickeln, das zur Prävention von Schlafstörungen eingesetzt werden kann und verhaltensorientierte Bausteine zum besseren Umgang mit Schlafproblemen enthält. Neben einem Selbsttest zur ersten Einschätzung von Schlafstörungen, einem Schlaftagebuch zur Kontrolle der Schlafeffizienz, setzt das Programm wesentlich auf eine individualisierte Onlineberatung, die Hilfe und Unterstützung bei der Verbesserung der Schlafeffizienz leisten und zur Verminderung der Symptome des SWD beitragen kann. Die wesentlichen Bausteine, die im Rahmen des OMM-Programms entwickelt wurden, sind:
- Selbsttest
- Schlaftagebuch
- Auswertung und Feedback
- Onlineberatung
- Evaluationsmodule
Hintergrund
Das Projekt war eine Kooperation der Sprechstunde für Chronobiologie der PMU, Klinikum Nürnberg und des Institut für E-Beratung an der TH Nürnberg.
Das Forschungsprojekt wurde von der STAEDTLER Stiftung im Förderzeitraum 09/2016-03/2018 unterstützt.
Da in der heutigen mediatisierten Alltagswelt die internetgestützte Kommunikation selbstverständlich geworden ist und jederzeit zur Verfügung steht (z.B. über Smartphone), soll insb. dieser Kommunikationskanal für das Präventionsprogramm genutzt werden. Nachdem mittlerweile in Deutschland Gesundheitsinformationen weitgehend im Internet gesucht werden (69% der Deutschen nutzen das Internet, 68% nutzen Ärzte als Informationsquelle zu gesundheitsrelevanten Themen; GIM Studie 2015) und nach einer repräsentativen Studie für fast die Hälfte aller Deutschen (43,7%) das Internet im Bedarfsfall bei psychosozialen Problemen eine Anlaufstelle darstellt (Eichenberg/Brähler 2013), bietet sich eine internetgestützte Form der Prävention von Schlafstörungen geradezu an.
Die Vorteile liegen zum einen in der Unabhängigkeit von Sprechzeiten und Terminvereinbarungen, und zum anderen in der Ersparnis von Fahrtzeiten und –kosten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit über eine geschützte Verbindung niedrigschwellig von verschiedenen Orten, z.B. von zuhause aus, am Programm teilzunehmen. Damit können wesentlich mehr Personen erreicht werden als durch ärztliche Konsultationen und – sofern entsprechende Beratungsfachkräfte zur Verfügung stehen – auch bereits in einem frühen Stadium Schlafprobleme wirksam angegangen werden, bevor es zu einer Chronifizierung kommt. Aufgrund der vielen Vorteile ist eine deutlich höhere Akzeptanz, Wirksamkeit und Linderung der Schlafstörungen zu erwarten.
Abbildung: Vierwöchiger Zeitverlauf des Präventions- und Interventionsprogramms zu Schlafstörungen
Veröffentlichungen
Peter L, Reindl R, Zauter S, Hillemacher T, Richter K. Effectiveness of an Online CBT-I Intervention and a Face-to-Face Treatment for Shift Work Sleep Disorder: A Comparison of Sleep Diary Data. International Journal of Environmental Research and Public Health. 2019; 16(17):3081. doi: 10.3390/ijerph16173081
Reindl, R., Richter, K., Peter, L., Zauter S.: Onlineberatung Müdigkeitsminderung (OMM). Vorstudie zur Entwicklung eines internetgestützten Programms zur Prävention von Schlafstörungen insb. bei Mitarbeiter/innen im Schichtdienst; Abschlussbericht. E-Beratung (2018,1), doi: 10.34646/THN/OHMDOK-551.
Acker, J; Richter, K. Schlafstörungen bei Schichtarbeit. Ärztliche Psychotherapie. Jahrgang 13, Heft 03, Juli 2018
Peter L., Reindl R., Zauter S., Richter K.: Online-Schlafberatung für Schichtarbeitende. In: Schlaf 4/2018
Abstracts der 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e. V. 'Schlaf ist Medizin!', 11.–13. Oktober 2018, NürnbergL. Peter1, R. Reindl2, S. Zauter2, F. Meissner3, T. Hillemacher1, K. Richter1,2
(1 Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Nürnberg, Deutschland; 2 Technische Hochschule Georg Simon Ohm, 2. Fakultät Sozialwissenschaften, Nürnberg, Deutschland; 3 Robert Bosch GmbH, Nürnberg, Deutschland)
Fragestellung: Jeder Vierte Beschäftigte arbeitet außerhalb der traditionellen Fünf-Tage-Woche, etwa in Schichtarbeit. Wer Schichttätigkeiten ausübt, ist vulnerabler gegenüber diversen somatischen und psychischen Störungen, sowie Müdigkeit und Schlafstörungen. Krankheitsbedingte Fehlzeiten und Arbeitsunfälle sind mögliche Konsequenzen des gestörten Schlafs. Bezüglich der Behandlung liegen bislang hauptsächlich Daten über medikamentöse und anderweitige monomodale Behandlungsmöglichkeiten, sowie einige einzelne Berichte über den Einsatz kognitiv-behavioraler Therapieformen (CBT) vor. Sowohl der Personalaufwand als auch die Wartezeit für solche ambulanten Einzelsettings sind häufig hoch. In dieser Pilotstudie soll daher eine auf vier E-Mail-Kontakte verkürzte und aus dem ambulanten Setting in eine internetbasierte Plattform übertragene Online-Schlafberatung untersucht und mit der üblichen Behandlung verglichen werden.
Patienten und Methoden: Wir entwickelten ein halbstandardisiertes Onlineberatungsprogramm mit den Bausteinen Schlafrestriktion, Schlafhygiene, kognitive Umstrukturierung und Entspannungsmethoden. Bislang begannen 56 Teilnehmer die Beratung. Vollständige Daten liegen für 22 Teilnehmer vor, 9 davon waren zum Beratungszeitraum in Schichtarbeit tätig. Zur Evaluation wurden vor und nach der Beratung die Fragebögen WHO-5, ISI und ESS verwendet. Während der Beratung wurden außerdem über einen Zeitraum von 4 Wochen Schlaftagebücher bearbeitet.
Ergebnisse: Erste Berechnungen zeigen einen signifikanten Anstieg der Schlafeffizienz um durchschnittlich etwa 7 % von der ersten zur vierten Woche (p kleiner 0,01). Die subjektive Schlafzeit steigt von der zweiten zur vierten Woche um durchschnittlich 25 Minuten (p kleiner 0,01).
Schlussfolgerungen: Die Datenlage scheint zunächst für eine Wirksamkeit der Online-Schlafberatung zu sprechen. Auswertungen der Fragebogendaten, sowie ein Vergleich mit Daten aus der ambulanten Schlafberatung stehen noch aus. Die Besonderheiten der Beratung bei Schicht- und Tagarbeitern werden diskutiert.
Schlüsselwörter: CBT-I, Chronobiologie, Schichtarbeitersyndrom, E-Mail, Insomnie
Prof. Dr. Kneginja Richter beim Kongress Hack and Make im Juli 2017 in Nürnberg Video
Studentische Arbeiten
- Leistungsfähigkeit und Integration von Actiwatches in ein Online-Schlaftagebuch
Christian Trump, (Masterarbeit Informatik, Prof. Florian Gallwitz, Institut für E-Beratung Prof. Robert Lehmann, 2018) - Entwicklung einer Mailberatung
Tim Schwarte (Bachelorarbeit Informatik, Prof. Joachim Scheja, Institut für E-Beratung Prof. Richard Reindl, 2018) - Technische Umsetzung eines Online-Schlaftagebuches
Marco Fuchs, Dominik Pusch und Tim Schwarte (IT-Projekt Informatik, Prof. Joachim Scheja, Institut für E-Beratung Prof. Richard Reindl, 2017)
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